Das Ritual von Ngaben: Eine faszinierende balinesische Einäscherungszeremonie

Ngaben, auch bekannt als Pitra Yadnya, Pelebon oder Einäscherungszeremonie, ist das aufwendigste und großartigste Ritual in der balinesischen Hindu-Kultur. Es wird durchgeführt, um den Verstorbenen in das nächste Leben zu schicken, wo der Körper eingeäschert und die Seele befreit wird, um wiedergeboren zu werden oder Moksha (die ultimative Befreiung) zu erreichen.

Der Ursprung von Ngaben auf Bali ist mit der Einführung des Hinduismus auf der Insel um das 1. Jahrhundert n. Chr. verbunden. Die Praxis der Einäscherung selbst könnte jedoch älter sein als hinduistische Einflüsse, da Hinweise auf Einäscherungspraktiken in archäologischen Stätten in ganz Südostasien gefunden wurden. Die aktuelle Form von Ngaben in der balinesischen Gesellschaft ist eine einzigartige Kombination aus hinduistischer Philosophie, lokalem Glauben und Ahnenverehrung.

Der Begriff „Ngaben“ kommt vom Wort „Ngabu“, was „in Asche verwandeln“ bedeutet. Die Zeremonie stellt die endgültige Reinigung der Seele und ihre Befreiung vom physischen Körper dar, um in den Himmel aufzusteigen, wo sie auf ihre Reinkarnation wartet.

Der Ngaben-Prozess kann recht komplex und teuer sein und die gesamte Gemeinschaft einbeziehen. Zu den Vorbereitungen gehört der Bau eines Wadah (ein großer Turm aus Bambus, Stoff und Papier, in dem der Körper platziert wird) und eines Lembu oder Bade (ein Sarkophag, oft in Form eines Stieres für Mitglieder höherer Kaste).

Die Zeremonie beginnt mit einer Prozession, bei der Familienmitglieder die Wadah zur Einäscherungsstätte tragen. Die Prozession verläuft nicht gerade, da man glaubt, dass böse Geister einem geraden Weg folgen und die Umwege sie verwirren sollen. Nach Erreichen der Einäscherungsstätte wird der Leichnam in den Lembu oder Bade überführt und anschließend eingeäschert. Ein Priester leitet die Rituale und sorgt für den richtigen Weg der Seele.

Nach der Einäscherung wird die Asche eingesammelt und an einem glückverheißenden Tag ins Meer gebracht, das als Quelle allen Lebens gilt und so den Kreislauf von Leben und Tod schließt.

Aufgrund der hohen Kosten und der aufwändigen Vorbereitung einzelner Ngaben-Zeremonien sind Massen- oder Gruppenzeremonien in jüngster Zeit häufiger geworden. Auf diese Weise können die Kosten geteilt werden und die Zeremonie wird für die beteiligten Familien erschwinglicher.

Trotz Modernisierung und Veränderungen im Laufe der Zeit nimmt die Ngaben-Zeremonie weiterhin einen wichtigen Platz in der balinesischen Gesellschaft ein. Es bleibt ein lebendiges Zeugnis des balinesischen Glaubens an die Reinkarnation und die spirituelle Reise der Seele und bietet einen einzigartigen Einblick in das reiche kulturelle und religiöse Spektrum der Insel.

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